"Schluss machen" von C.S. Strangelove (csstrangelove)

"Schluss machen" von C.S. Strangelove (csstrangelove)

Schluss.
So, das war's.

Mit dem Beschluss, einen Schluss-Strich zu ziehen, geht immer der Entschluss einher, eine Sache zum Abschluss zu bringen - also, wenn man so will, zu vollenden.

Ein Schluss hat immer - das liegt in der Natur der Sache - einen reichlich finalen Charakter. Mit dem Leben abschließen zum Beispiel. Darauf folgt meist der Entschluss, Schluss zu machen - und zwar endgültig. Finalemente.
In bestimmten, ausweglosen Situationen hat der Gedanke, Schluss zu machen, sicherlich etwas ungemein Tröstliches.

Aber auch sonst schwingt bei dem Wörtchen Schluss so etwas Definitives, so etwas Vertraueneinflößendes mit. In seiner Bestimmtheit erscheint mir ein Schluss immer als etwas Verlässliches. Eine Schlussfolgerung hat so etwas zwingend Logisches. Der Schluss-Satz einer Symphonie verlangt dem Orchester noch einmal alles ab; und danach geht man befriedigt nach Hause, in dem guten Gefühl, das ganze Konzert ausgekostet zu haben, und das grandiose Finale klingt noch lange in den Köpfen und Herzen nach...
Der Punkt, den man ans Ende eines Satzes macht, schließt die Aussage ein, bekräftigt sie, läß sie nicht allein im luftleeren Raum der Zeile vibrieren, sondern bestätigt sie und gibt ihr Halt. Er ist fast wie eine Unterschrift.

Ganz anders bei der zweiten Bedeutung des Idioms "Schluss machen"! Eine Beziehung beenden, soll das heißen. Jemanden in die Wüste schicken. Abservieren.
Tschüss.

Im Gegensatz zu der aufrichtigen, geradlinigen und konsequenten Geste, mit der sich beispielsweise ein Hemingway die Flinte unters Kinn gesetzt hat, ist diese letztere Bedeutung von "Schluss machen" eher die einer quälenden, pathetischen, theatralischen, kurzum: verlogenen Posse…

"Schatz, wir müssen reden!"

Das soll wohl eher heißen: Du redest; und ich tue gut daran, Dir nicht zu widersprechen. So oder so - das ändert nichts mehr an Deinem Entschluss. (Klingt gut, nicht wahr? Entschluss - das klingt so ehrlich, so aufrichtig. Man nimmt all seinen Mut zusammen, bevor man so einen Entschluss fasst. Hilft alles nichts - da muss ich jetzt durch...)

"I really don't know..."

Nein? Soll ich es Dir etwa sagen, Babydoll? Sweetiepie? Honeychile?
Dafür weiß ich umso besser. Zumindest, was jetzt folgen wird. Natürlich weiß ich noch nichts von dem blonden Skilehrer. Oder "dem Alex", der so eine männliche Ausstrahlung hat. Aber zumindest weiß ich, was jetzt kommt. Nämlich:

"Ich muss erst mal mein Leben für mich sortieren!"

Oh - hab ich Dir irgendwas durcheinander gebracht? Wenn Du danach neben mir lagst, die Haare unordentlich, das Gesicht noch rot, zwischen Deinen kleinen Mäusefäusten noch alles voller Schweißperlen, dann sah mir das nicht so aus, als hättest du das Bedürfnis, irgendetwas in Ordnung bringen zu müssen.
Dein Leben. Für Dich. Für wen denn sonst? Für mich war Dein Leben vollkommen akzeptabel. So unsortiert.

"Ich möchte mich endlich mal wieder auf mich konzentrieren können, weißt Du..."

Sag bloß.
Wenn ich mich bemüht habe, Dir jeden Wunsch von den Augen abzulesen, hat Dich das davon abgehalten, Dich auf Dich selbst zu konzentrieren?
Wenn Deine kichernden, gackernden, unterbelichteten Arbeitskolleginnen bei uns zu Hause eingefallen sind zu einer sogenannten "girls' night" und Ihr meine Weinvorräte im Unverstand dezimiert habt, während im Wohnzimmer "Sex and the City" lief, hat Dich das in Deiner Selbstfindung gestört?
Meine Bereitwilligkeit, Deinen Schuhtick nicht nur zu billigen, sondern auch zu finanzieren, hat Deinen Blick für das Wesentliche in Deinem Leben getrübt? Ich bedaure unendlich...

"Ich habe noch so viele Träume..."

Ich weiß. Früher träumten wir sie gemeinsam.

"Kannst Du mich verstehen?"

Das ist zuviel! Du eierst, leierst, seierst hier um den heißen Brei herum; mit einer Miene, als hätte ICH Dir soeben das Messer ins Herz gerammt - und forderst von MIR Verständnis? Mitleid vielleicht sogar? Dass ich Dich in diese Situation gebracht habe? Alles was recht ist, aber dazu fällt mir nur eins ein:

"Am Besten, Du gehst jetzt! Nimm Dir die nächsten Tage gefälligst ein Hotel; und Deine Sachen holst Du, wenn ich nicht da bin. Klar?"

"Du herzloses Schwein!"

Möglich. Möglich, dass ich das bin. In jedem Fall bin ich ein Freund von klaren Worten.

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